Hochedeler, gestrenger herr ambassadeur, hochgenaigter herr,
In der crohn Schweden ist biss dato nichts notables oder änderlichs vorgangen, in Dennemarck aber continuirt mann die anhalt- vndt verzollung der Schwedischen schiffe, vnter dem praetext, ob würden vnterschlaiff2 dabey gebraucht, vndt viel den Holländern zustehende güther vor Schwedische angegeben. Den articul in den friedens-pacten von frembdem getränck vndt wein wollen die Dänen wieder seinen klaren inhallt nun dahin interpretiren, dass die Schwedische vnterthanen den zoll davon sollen geben müssen,3 haben auch gar ein schiff, so eine quantität wein, behueff der königl. hoffstatt selbst geführet, zur entrichtung des zolls anzuhalten sich nicht geschewet, nit waiss ich, wass noch vor consequentien auss dergleichen vnbilligen proceduren entstehen werden. Die Dänische flotte war noch nicht, der Reichs ammiral4 aber beraits zu hauss angelangt,
358
mann sagt, ob solten ezliche schiffe nach den Issländischen cüsten5 gehen, weiln ezliche Türckische schiffe der enden sich sollen sehen lassen.6 Die Dänische völcker sollen wieder in ihre vorige quartier in Hollstein, Fünen, See- vndt Schonlandt verlegt werden. Der könig befindet sich noch zu Glückstatt, ist wieder wol vff, der prinz, sein sohn, vndt ein Chursächs. junger printz seind bey ihm.7Die Mechelburgische schuldtsache8 ist noch nicht allerdings vergliechen, mann hällt gleichwol darfür, dass die einräumung ezlichen verhypothecirten ämpter geschehen, vndt der könig die bezahlung nach vndt nach in abschlag annehmen werde. Mit Boitzenburg stehets noch in zweiffel, vndt wegen Dömitz, wie imgleichem wegen Wolffenbüttel, hatt der keysser sich erkläret, dass er keines von beeden quittiren wolle.
Von den arméen in Böhmen haben wir nachricht, dass den 31. passato der herr feldtm[arschall] Torstenson Mölnick gantz wieder quittirt vndt recta vffs feindts lager vor Brandeiss, die marche gerichtet habe.9 Es ist aber dieser in seinem vortheil so gar vnbewegt geblieben, dass er auch die partheyen zu escarmouschiren an sich gehalten, desswegen die vnssrigen ihre fronte vff Praag gerichtet, 1/4 meyl weegs vnterhalb der alten statt, vff Guttenberg10 zugangen, daselbst 13 mit aller zugehör aussgerüstete stücke, viel gellts vndt eine convoy von ezlich huntert mann angetroffen, geschlagen, erobert vndt gefangen. Diese haben gar sicher zu gehen vermaint, vndt nicht gedacht, dass die vnssrigen zwischen der keysserl. armée vndt Praag solten eingehen dörffen. Gallas ist des andern tags nach der vnssrigen abzug, auch vffgebrochen. Mann mainet, beede arméen gehen nach Mähren. Die vnssrigen vmb Olmütz zu entsezen, oder, wie etzliche sagen wollen, mit Rakozy, welcher vff dem weege sein soll, sich zu coniungiren,11 Gallas aber, beedes zu verhindern. Andern wollen darfür halten, dass die vnssrigen nach der Obernpfalz sich vielleicht ziehen dörfften. Vom vffbruch der Weymarischen armée höret mann nichts.12
Gott gebe, dass auss dem langen traihniren nicht böse vndt schädliche consequentien herfür wachsen. Ich schliesse hiemit, verbleibend allzeit,
Ew. Excell. gehorsamber knecht,
G. Keller m.p.
359
Hamburg, den 16/26. Iunii 1643.
P.S. Vbermorgen kompt herr Oxenstirn13 zu Lawenburg an, gehet am montag von dannen vber die Elbe, vndt so fort den nechsten weeg nach Ossnabrück.
Adres: A son Excellence, monseigneur Grotius, ambassadeur de la reyne de Suede en France, à Paris.
Bovenaan de brief schreef Grotius: Rec. 14 Iulii.
En in dorso: 26 Iunii 1643 Keller.