6035. 1643 januari 10. Van G. Keller.1

Hochedeler, gestrenger herr ambassadeur, insonders hochgenaigter herr vndt patron,

Weiln nunmehr an deme, dass dieses 1642. jahr von vnss zu ruck gelegt, vndt im nahmen des Höchsten ein newes angetretten wirdt, so erkenne ich meiner schuldigkeit zu sein, Ew. Exc. von grundt herzens darzu zu gratuliren, den gütigen Gott inständig bittend, Er Ew. Excell. nit allein dieses newe, sondern auch noch viel vndt lang hernach folgende jahre bey beständiger leibsgesundtheit, vndt allem selbst desiderirenden wolergehen, gnädiglich erhalten wolle.

Es ist dieses alte jahr mit einem zimblichen tragoedischen banquet alhier geschlossen worden, in dem der herr general maior Pfuhl2 verschiedene cavalliers, vndt vnter andern hiesiger statt commendanten den hern obrist Kniphusen,3 dessen sohn, obristleutenant Sangerhausen vndt maior Wichgreff am vergangnen dienstag zu gast gehabt, alss aber so wol vnter, alss nach beschehener mahlzeit der maior Wichgreff vndt ged. beede Kniephusen in dispute gerathen, seind entliche würkliche stösse darauss erwachsen, worüber alle vorhandene degen, deren bey herrn vndt dienern in die 30 gewesen, entblösst, Wichgreff erstochen, Sangerhaussen vndt Pfuhl, wie auch verschiedene diener zimblich verwundet worden, vndt lässt sich ansehen dass noch ein grosser tumult hierauss entstehen dörffte, dieweilen der pöfel dem h[errn] Wichgreff, weilen er ein Hamburger, trefflich affectionirt gewesen, ohn angesehen er selbst schuld an dem handel gewesen sein soll. Der obrist Kniphusen vndt Sangerhausen seind ab officio suspendirt, vndt werden wol gar abgedanckt werden.4

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Von vnssrer armée haben wir ein mehrers nicht, dann dass den 23. dieses des herrn feldtmarschallen Excell. mit der ganzen armée von Leipzig vffgebrochen5 vndt gegen Zwickaw auffgangen seind. Ihr intent war Zwickaw vndt Freyburg zu gleich zu attaquiren, weiln es, wegen des von dannen vff Leipzig gehenden berghandels vor eine sondere notthurfft gehalten wirdt. Etzliche tage zu vorn ist der herr general maior Wittenberg6 mit einer starcken parthie vorauss nach dem Böhmerwald gangen, vndt ohne mühe die statt Kemnitz, so ein zimblicher guther orth, eingenommen, so berichtet der Leipziger bott mündtlich, dass Zwickaw7 beschossen zu werden, angefangen habe.

Ein Chursächsischer printz, herzog Augustus,8 soll sich von Dressden nach Altenburg begeben, vndt mit daselbst residirenden fürsten herzog Friederich Wilhelm,9 sich zu des herrn feldtmarschalln Excell. erheben wollen, vmb eine neutralität mit deroselben zu tractiren.

Von den keysserl. in Böhmen hören wir nichts,10 die Hatzfeldische seind vffgebrochen vndt nach Böhmen gangen, vnterdessen thun die Weymarischen in Francken wass ihnen beliebt.11 Der keysser hatt an den Fränckischen Craiss begehret, vber die verwilligte 40 römer monat,12 noch 20 darzu zu geben, so aber mit einwendung der vnmüglichkeit abgeschlagen worden.

Im vbrigen bitte ich gehorsamblich, Ew. Exc. geruhen in dero beharrenden hochgenaigten affection vndt faveur mich zu erhalten, wie ich hingegen beständig verbleiben werde

Ew. Excell. gehorsamber diener,
G. Keller m.p.

Hamburg, den letzten tag des jahrs 1642.

Adres: A son Excellence monseigneur Grotius, conseilir de Estat et ambassadeur pour sa Majesté de Suede en France, à Paris.

Bovenaan de brief schreef Grotius: Rec. 28 Ian. 1643 [verbeterd uit: 25 Dec. 1642].

En in dorso: 31 [verbeterd uit: 29] Dec. 1642 [verbeterd uit: 1643] Keller.