Wohl edler, gestrenger undt vester, innsonderss hochgeehrter Herr Ambassadeur,
Wass gestalt Polen vonn dem liefländischen Einfall, sowohln auch der Churfürst vonn Brandenburg2 nichts wissen wollen, ist E. Excell. auss den stettinischen Rapporten vor 8 tagen avisiret worden3.
Nun vermelden selbige weiters, die königliche polnische H. Commissarien, alss H. Weywode Denhof4 und der Untercanzlar Osselinsky5, weren bereits mit einem starcken Comitat uf den preussischen Landtag zu Thorn angelangt, dahinn sich auch viel ander vornehme Herrn begeben hetten, und praesentirten die Commissarien die Differentien zwischen den Ständen, Ritterschafft und Stätten zu accommodiren. Suchten auch Volck zu einquartieren - so die Stätte bezahlen solten - vonnwegen der Benachbahrten, so sich unterweilen mit ezlichen Schiffen sehen liesen. Zum principalsten aber, den danzigker Zoll zu behaupten, und hetten sonderlichen ehegedachte Commissarien selbiger Statt Abgeordnete zuer Accomodation vermahnet, seye aber vermutlichen dass alless nach polnischer Gewohnheit ohne Frucht abgehen werde.
Unterdessen seye am königlichen polnischen Hofe ein musscowiterischer Abgesandter6 ankommen, der wegen dess Grossfürsten7 den König warnet, sich wohl inn Acht zu
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nehmen, weiln dess Türcken8 grosse Kriegssmacht uf Polen angesehen, hinngegen vom polnischen Hofe ein Commissarius9 nacher Constantinopel verschickt, umb zu vernehmen wie mann mit dem Türcken daran seye. So hette auch selbiger König den Graven Gerhard Dehnhof10, Oeconomum zu Marienburg, und H. Johan Guldenstern nach Danzig abgesand, umb mit selbiger Statt ein Vergleich zu treffen, und solle nemblich derer Werbunge sein, die 12 Tonnen Goldss, welche Ihre May.tt der Statt schuldig, nachzulassen und jährlich 2 Tonnen Goldss zu reichen.Der Collegialtag zu Nürnberg gehet noch fort; mann sezet allerseits gute Hofnung zu selbigen, undt wirdt spargirt, der Kayser, wiewohl Spanien darwieder, solle sich zuer general Amnistia durch dass ganze römische Reich undt Restituirung Land und Leuth verstehen wollen, die Erbländer aber solten hierunter nicht begriffen sein, zumahln die Religion; ess were aber Hofnung, weiln der Kayser dass eine verwilligen wolte, er dass andre gleichfalss noch acceptiren solte. Diss wird nun inn Gemein vonn diesem Wercke tiscuerirt.
Sonsten gehen alle Sachen inn Schlesien noch wohl. Die Kayserlichen auss Gross-Glogau haben zum andernmahl ein Versuch uf Gurau gethan, seind aber mit Verlust abgetrieben worden.
Herr Baner11 und Piccolomini12 seind auch nahe beysammen, passen uf einander, undt dörffte von beyden balden wass neuess zu hören sein.
H. Königssmarckt13 verstecket sich mit unsrerm Volck und dörffte allem Vermuthen nach die March wiederumb inn Francken nehmen, gestalt er schon zu Meinigen ankommen, undt erwarttet der Artillerie. Thue E. Ex. darmit Göttlicher Gnaden Bewahrnuss ganz fleissig empfehlendt.
E. Excell. dienstbereitgeflissener
J. Salvius.
Hamburg, 14. Januarii Anno 1640.
P.S.
Weiln seine Excell. Herr Salvius abermahln etwass auss der Handt und die muss diss gewöhnlichem Gebrauch nach zu unterzeichnen nicht haben können, alss ist mir von dero solches zu verrichten inmittelst anbefohlen worden.
Onder aan de brief staat: H. Grotio.
Boven aan de brief schreef Grotius: Rec. 16 Febr.