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Hochedel, gestrenger Herr Ambassadeur, insonders hochgeehrter Herr,
Die hiebevor aussgesprengte Avisen2 von ihrer königlichen Mayestät der regirenden Königin in Schweden - welche, wie wir zu Gott gewiss hoffen, anheute frisch undt gesundt der Hochzeit Herrn Thuro Oxenstirns3 mit des Herrn Reichsschatzmeisters Frawlein Tochter4 beywohnen werden - vermeinten Absterben seindt nunmehr für eine grobe undt bekannte Lügen erfunden worden.
Auss Pohlen wirdt gesch(rie)ben, dass mann sich sehr daselbst bemühe den in selbigem Königreich anwesenden moscowitischen Gesandten5 wieder die Schweden anzusetzen.
Der Churfürst zu Brandenburg6 liegt gantz zu Bett, soll über seine vorige Schwacheit mit der Schwindt- undt Wassersucht zugleich behafftet, undt zu seiner Restitution die geringste Hoffnung nicht sein; dessen starcke Praeparatorien zum Krieg wollen beraits auch guthen Theils erleschen undt sich vermindern, massen die umb Warschaw gewesene Quartianen wieder abgedanckt sein sollen, undt sucht mann jetzt allerhandt Aussflüchte solche Werbungen zu vertuschen, vorgebend, dass zween vornehme Herren auss den Ständen mit einander in Missfälligkeit gerathen, die dass Volck uffgefordert, nun aber wieder licentirt hetten.
Vor Hirschberg waren die Keyserl. entschlossen noch eine Mine springen zu lassen undt, wann sie damit nichts aussrichten würden, die Belägerung zu verlassen undt nach Oberschlesien in die Winterquartier zu gehen.
Herr Banner7 befindet sich noch zu Hildessheimb bey Hertzog Georgen8, woselbst sie fleissig deliberiren; entzwischen liegen die Völcker in den Quartiern still, biss die zu ihrer Montirung beschriebene Kleider, Schuhe, Pferde undt andere Nothwendigkeiten anlangen, da sie dann alssobald uffbrechen undt den Feindt suchen werden.
Ich bin
Ew. Exc. gehorsamber Knecht
G. Keller mpp.a
Hamb., den 10. 9br. 1640.
Onder aan de brief staat: H. Grotius.
Boven aan de brief schreef Grotius: Rec. 12 Dec.