695
697
Diesmahl, Gott sey ewig Lob, Ehr und Danck gesaget, eine sehr stattliche und unvermuthliche Victorie, welche der Allerhogste dieser unserer Partey gantz wundersahmer Weyse bescheret, indem Er seine Gnadt und Seegen verlehen hat, dass heut 8 Taage gegens Morgens etwan 300 Mussquetieren, welche der Herr Generalmaior Lilliehock2 dess Mitwochs vorher mit 3 Bothen so mit Pferden über Landt geführet werden mussen, vor dass dem Herrn Obristen Gordon und Obriste Leutenant Rodeker3 von Landtssperg auss nacher Driesden commendiret, sich solcher Vestung durch eine sonderbahre Entreprinse, darzu ihnen die beygehabte Überläuffter und ander Persohnen so des Ohrts kundig gewessen guete Anleitung geben können, gar glücklich und nicht mit mehrerem Verlust als zweyer Knechten, impatroniret und Meister gemacht haben; der darin gewessene Comendant, Obriste Leutenampt von der Greffen4, hat, nachdem er in der ersten Furie bey der Unserigen überstiegen einen Stich mit der Partisanen bekommen, kein Quartier haben wollen und ist demnach sampt noch etwan 20 anderen Officiren und Gemeinen niedergemacht worden, bey 120 andern, darunter ein Maior nebst einen Leutenant, seindt gefangen, auch auff den Wällen 21 metallene Stück, darunter zwee schwere halbe Canons, die übrigen aber meist 6 pfundich, und 6 Mörsser, so dannoch in dem Zeukhauss 5 Stück nebst 50 grossen bunten Lunten; auch 60 Centner Kreut und einer grossen Anzahl von Loth undt anderen Kriegesmaterialen, welches zuvor niemandt glauben können, wie dan auch 8 Fahnen, welche bereyts anhero gebracht, erobert und gefunden worden; von Geldt will verlauten, dass sie auch bey 10 m. Rtlrn, dafür der Comendant beedes Werbung anstellen undt eine Anzahl Getreidich zu Proviantirung der Veste Cüstrin aus Pohlen erhandlen sollen, darin gefunden haben, und von der Bursch disbandiret worden. So ist auch durch die Occasion der Herr Obriste Tschirhaussen5, welcher in sothaner Vestung Driesen den gantzer Sommer über gefangen gesessen sampt seinen beygehabten Officiren lossgemacht worden und so balden bey dem Herrn Generaelmaiorn zu Landtsperg glücklich angelanget und ist hierbey der krefftige Beystandt und Mitwirkung Gottes daher umb so viel mehrers handtgreifflich zu spüren, in dehme diese überwundene letzstere Guarnison erst neuwlicher Zeit und zwar vor 14 Tagen, zu mehrer Versicherung dess so hoch importanten Platzes dahinein geleget und hergegangen. Der vorige Comendant Kalckreuter6 mit seinem beygehabten extrahiret und nach Cüstrin überbracht worden, wiewohl sich in dess geliebenen Commendanten Logament bey Visitirung dessen Sachen befunden, dass er seine oder viel mehrers der Guarnison Beschaffenheit beedes dem Churfürsten7 und Graffen von Schwartzenburch8 eben desselben Abend vorher durch Schreiben zu erkennen gegeben und umb mehrern Sucours gebeten hat. Als die in der Vestung ins Gewehr kommen, ist den Obristen Gordan bereyts mit den Volkern im Weg undt auffsteigen begriffen gewessen, und ob sie schon etwass zu einem Salvo kommen solches iedoch nicht geachtet, sondern desto frischer angesetzet und, wie
698
gemeldet, dabey ein mehrers nit als 2 Knecht verspe(h)let worden, ist dess Morgens frühe da es noch zimblich finster gewessen und die in der Vestung sich eines solchen Dantzes im geringsten nit vermuthet haben, besthehen. Der von Swartzenburg ist darüber in grosse Melancholie gefallen, und wirdt dafur gehalten, weillen er ohne dass numehr meist hin ist, dieser Steich ihm vollendts den Todtstich geben werde, darzu dan auch kompt, dass der Herr Gouverneur in Vor-Pommern, Herr Generaelmaior Axell Lillie, ihme nicht weniger Possen machet, den derselbe sein Leibregiment zu Fuess von 10 Compagnien wie auch 3 Comp[a]gneyen Reuten in Neuw-Roppien geleget, auch anietzo zu volliger Occupation dess Havellandens im Werck begriffen ist, wodurch die Vestung Cüstrin und Spendauw umb so viel mehr gesperret und die Garnisonen solcher Ohrten ingehalten werden.Van Dantzich hat man, dass Sie alda noch guete Hoffnung zu ihrer Sachen selbst besseren Ablauff beym Könige iemahlen gehabt, sich schöpffen.
Die Heurath zwischen der polnischen Princessin9 und Ertzhertzog Leopoldi10 zu Tyroll hinderlassenen Herr Sohn11, thut sich auch zerschlagen. Der von ihr konigl. May.tt und der hochlöblichen Reichsregierung in Sweden abgeschickter Herr Gabriel Guldenacker12 ist zwar zu Warschauw, wohl aber erst etzlich wenigen Tagen nach zerschlagenen Reichstag mit seinem beygehabten Schreiben angelanget. Viele vermeinen, dass solches dass Werck gegen Chur Brandenburgh nit wenig befurderen werde, sintemahl niemand dessen unzeitigen Infall in Liefflandt approbiren will. Der von Greiffenklauw13 hat in seinen Praetension wegen dess Kaysers, die vor Crockauw befindet, sich jetzo zu Preslauw; will alda wass Volk werben. Der Herr Generaelmaior Stalhansch14 ist von Beuthen wieder auffgebrochen, und von dannen weiter zu Slesien hinnein zwischen Grossglogauw und Preslauw in die Winterquartier gerüket; ihr Excellentz der Herr Generalissimus15 solle sich noch in dem alten Posten zu Leutmaritz befinden. Uff den 5. Decemb. ist ein Collegialtag zu Nuremberg aussgeschrieben, dahin auch chursäxischen Gesanten kommen, darunter Herr Mertzsch16 der principal sein solle.
Stetin, den 5. Decembris anno 1639.